Freunde


Er war dein bester Freund.
Er hat es gut mit dir gemeint.
Du konntest dich auf ihn verlassen.
Doch nun beginnst du, ihn zu hassen.

Er hat sich bei ihr eingeschmeichelt
und öffentlich ihr Haar gestreichelt.
Er hat mit ihr geredet und gelacht.
Du hast dir deinen Teil gedacht.

Sie sagt, sie findet ihn sehr nett.
Er wär bestimmt auch gut im Bett.
Sie würde es gern ausprobieren,
doch sie will dich nicht verlieren.

Er war schon immer der große Mädchenschwarm,
blonde Locken, voller Charme.
Die Hüfte schmal, die Schultern breit,
ein Lächeln auf den Lippen alle Zeit.

Sie sieht ihn an, ist wie gebannt.
Und er greift nach ihrer Hand.
Du senkst den Blick, dann schaust du weg.
Das hat doch alles keinen Zweck.

Du stehst auf, du musst jetzt gehen.
Du willst die beiden nicht mehr sehen.
Es tut dir weh. Es bricht dein Herz.
Und du empfindest tiefen Schmerz.

Du verlässt den Raum, scheinbar unerkannt.
Doch er kommt dir hinterher gerannt.
Umarmt dich zärtlich, dir wird warm.
Der gottverdammte Mädchenschwarm.

Er schaut dir in die Augen.
"Das Mädchen tut nichts taugen.
Sie liebt nicht dich, sie liebt die Männer.
Glaub mir, ich bin ein Frauenkenner."

Du beneidest deinen besten Freund.
Er hat`s nur gut mit dir gemeint.
Auf ihn kannst du dich wohl verlassen
und dein Neid sollte erblassen.

©

Ingrid Hartung