Gedanken an den Herbst

Die Welt atmete in leuchtenden Flammen. Der Atem des Himmels, sanft wie das Streicheln von Silberfäden, wehte durch die Bäume, deren Kronen wie brennende Kronleuchter glommen. Ihre Hände aus Holz ließen die goldenen Tränen auf den Boden sinken, wo sie sich mit der Erde vereinten und sie in schimmernden Teppichen kleideten.

Die große Lampe am Horizont neigte sich langsam, als wollte sie ihren Platz dem Dunkel überlassen, doch noch immer schenkte sie dem Land ihre letzten goldenen Küsse. Das Himmelszelt verfärbte sich sanft, als das Feuer des Tages in tiefem Rot erlosch und einer blauen Stille wich.

Die Luft selbst schien von Geschichten zu flüstern, als die Stimmen der gefallenen Federn durch das Land trugen. Jede Bewegung war wie ein stilles Versprechen, als ob das Land auf ein Geheimnis wartete, das nur in der Zeit des Verblühens offenbart werden konnte. Die kühlen Finger des Nordens streichelten sanft über das Land, umarmten die Haut und brachten eine Erinnerung an kommende Stille.

Die Flüsse, ruhig wie ausgehauchte Seelen, spiegelten die Tänze der leuchtenden Blätter wider, die wie fallende Sterne zur Erde glitten. Am Boden, dort wo alles zur Ruhe kam, lag eine feierliche Stille, die wie ein leiser Schlaf den Beginn einer neuen Zeit ankündigte. Der große Kreis, der ewig dreht, machte einen weiteren Schritt, leise, doch voller Bedeutung.

In dieser Zeit der Übergänge, wo die Welt sowohl lebendig als auch träumend schien, war das Land wie ein Gedicht ohne Worte. Ein Flüstern in Farben und Formen, das nichts anderes sagte als: Alles, was vergeht, trägt den Keim des Neuen in sich.

© Michael Oberley - Deutscher Marktmeister und Poet des 20. Jahrhundert