Bettgeflüster – einmal anders

Was stöhnst du denn schon wieder fragte die Zudecke?
In einem kläglichen Ton antwortete das Kopfkissen: „Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich heute Nacht alles erlebt habe. Du hast keine Ahnung. Ich fühle mich, wie sagen die Menschen, wie durch den Kakao gezogen “.
Die Zudecke räusperte sich diskret und erwähnte: „Ich fürchte, da ist was Wahres dran. Ganz nebenbei, ich bin ebenfalls mit von der Partie, oder meinst du, ich habe heute Nacht meine Zeit badend am Strand verbracht als Badetuch? Wir sind nun einmal miteinander an ein Bett gefesselt.“
„Hör bloß auf, bei dem Wort gefesselt, wird mir ganz flau in meinen Daunen.“
„Du bist heute wie eine Mimose. Sooo schlimm kann es doch nicht gewesen sein.“
„Ich möchte an nichts dergleichen denken, will nur die Ruhe genießen, ein wenig vor mich hinträumen, das wäre schön.“
„Ich frag mich gerade, wie alt du schon bist Kopfkissen? Wir sind Zwillinge im besten Alter, aber du benimmst dich wie eine alte ausgefranste Decke mit Fusseln am Mund, immer das selbe missgelaunte Geblubber von dir. Es war doch eine tolle Party die heute abging. Ich musste immer wieder an das Lied von Reinhard Mey denken – Pöter – sagt dir das was? Die vielfältigen Gesäße der Menschheit haben es mir ebenfalls angetan, sie zu sehen und zu spüren. Gut, du als Kissen vielleicht nicht so deutlich wie ich als Zudecke. Obwohl ich mich erinnern kann, dass du auch intensiven Kontakt mit diesem runden viel versprechenden Körperteil gemacht hast, während ich außen vor war, man mich im wahrsten Sinne des Wortes einfach zur Seite schob. Das war nicht nett für mich, hab dich beneidet.“
„Kannst du bitte aufhören, meine Daunen flattern schon, ich mag es nicht hören, ich bin nicht wie du, der Pöter jeder Art liebt, ob groß, ob klein, bleich oder reich. Der von dem du gerade sprichst hat wahrhaftig einen bleibenden Eindruck oder besser gesagt Ausdruck hinterlassen und das mitten auf meinem Gesicht. Sag mir nicht, dass du das gut findest. Ich würde am liebsten aus meiner Haut fahren und einen frischen Mantel überziehen, in der leisen Hoffnung, dass es mir danach besser geht.“
„Hab dich nicht so, ein bisschen Farbe steht doch jedem gut zu Gesicht. Dann siehst du nicht so blass um die Nase aus.“
„Ich fass es nicht, ich möchte mal dein Gesicht in meiner Lage sehen, bist du dann auch noch so entspannt?“ fragte das Kissen ironisch, drehte sich zur Seite und beendete diese Diskussion.

© Monika Müller 14.03.2023