Die Flasche

(Eine Erzählung)

Im 1805 segelte unser Grossmaster „Acheron“ in kriegerischer Mission durch die Weltmeere. Wir segelten einem französischen, feindlichen Grossmaster hinterher, der nur das „Phantom“ genannt wurde. Groß, schnell, mit besten Waffen bestückt und einer Mannschaft die weder Tod noch Teufel fürchtete. Unser Commander hatte die Aufgabe ihn zu jagen, koste es was es wolle, da das „Phantom“ jedes Schiff aufbrachte im Namen Napoleons, als ob sie Seeräuber wären. Als wir auf die Galapagos Inseln zu segelten, herrschte fast Windstille, heiss und stickig war es und fast alle, die die Nacht an Deck verbrachten, statt unter Deck wo es zu heiss war in den Hängematten. Sah ein jeder gegen Mitternacht das Elmsfeuer in den Mastspitzen flackern und bekreuzigte sich rasch. Dichter Nebel kam auf und der Wind klarte auf, eine endlose Nacht ging zu Ende, als an Deck Unruhe losbrach. Unser Commander und seine ersten Maate hatten alle die Fernrohre vor den Augen und gestikulierten wie wild. Der Commander war nicht einmal konform angezogen, was sehr selten vorkam. Er musste beim Ruf des Ausguckes „Achtung „Phantom“ in Sicht, 200 Grad West-Südwest!“ einfach so an Deck geeilt sein. Da war sie, aufgetaucht aus dem Nichts. Wir hatten keine Chance zu entkommen, wenn auch sofort eine Kursänderung und volle Segel setzen eingeleitet wurde. Schon bald erschütterten die ersten Kugeleinschläge das Schiff. Gott sei Dank wurde unser Grossmast nicht getroffen.

Mir, dem ersten Maat Mathew, flog ein Eisenstück seitlich in den Kopf und gnädig umfing mich eine Ohnmacht. Wie ich Tage danach erfuhr, konnten wir dank der Genialität unseres Commanders entkommen. Mich hatte der Schiffsdoktor und begnadete Botaniker Dr. Hennings nach einer spektakulären Operation gerettet und mir zum Schliessen des Lochs, dass das Eisenstück geschlagen hatte, eine große Goldmünze in den Schädel gepflanzt. Seit da muss ich gestehen, ist in meinem Kopf etwas geschehen, ich sehe Dinge, die andere nicht sehen. Auch war unser jüngster Kadett, Jeremy, ein Kind fast noch und dauernd um den Doktor herum. Jeremy interessierte sich wie der Doktor auch für Botanik, brachte ihm alles Mögliche für Getier, welches ich für sie beschaffen musste. Jeremy begann die Tiere zu zeichnen und alles über sie aufzuschreiben. Auch holte er mich immer, um ihm bei den Operationen zu assistieren. In unserem Gardestamm war auch ein Fähnrich, den Jahren nach sollte er schon lange Kapitän sein. Nur schaffte er dies nie. Alle hassten ihn und zeigten es ihm auch. Andauernd wurde getuschelt über ihn, meistens so, dass er es auch hörte. Eines Tages wurde er auf Deck von einigen seiner Untergebenen angerempelt statt gegrüßt. Das bekam unser Commander mit und statuierte ein Exempel. Der Kollege wurde zur Deckglasenstrafe verdonnert, wo die gesamte Mannschaft dabei sein musste. Der Fähnrich wurde in die Kapitänsloge zitiert, wo ihm der Commander erklärte, was er von ihm hielt. Dass die von ihm geforderte Strafe für unseren Kollegen, welche von ihm ausging auf Fähnrich Hillart geschoben wurde, ahnte er nicht. Auch nicht das, nachdem wir den blutenden Rücken, gezeichnet von 12 Peitschenschlägen der Katze, des Kollegen angesehen hatten, in unserem Quartier abspielte. Hillart kam herein, sichtlich gezeichnet und dass konnte jeder sehen, alle sprangen auf und grüssten ihn, wie es Vorschrift war, mit hängendem Kopf und unendlichem Leid in den Augen schlurfte er zu seiner Hängematte und legte sich hin. Stimmengewisper ging hin und her und ich begann plötzlich von Jonas zu erzählen. Der alle bösen Dinge heraufbeschwor, er an allem die Schuld trug , wenn etwas geschah, er zur Strafe ins Meer geworfen wurde und im Bauch eines Walfisches landete.

Spät in der Nacht hatte Jeremy Brückenwache, da kam auf einmal Hillart zu ihm, sprach einige Worte und zuletzt dankte er Jeremy, dass er immer ein gutes Wort für ihn gehabt und ihm zugehört hatte. Dann drehte er sich um, stieg über die Reling und liess sich ins tosende Meer fallen. Tage später entschloss sich der Commander, die Suche nach dem „Phantom“ abzubrechen und nach den Galapagos Inseln zurückzukehren, damit sein Freund der Doktor, endlich diese noch nicht entdeckten Tiere suchen und katalogisieren konnte. Der Doktor, Jeremy und ich machten uns auf den Weg, mit Käfigen voller Tiere, waren wir auf dem Rückweg zum Strand, als wir auf einem Inselvorsprung die "Phantom" sichteten. Wir ließen alles stehen und liegen und rannten an den Strand, ins Beiboot um das Schiff zu warnen. Der Doktor blieb zurück, um weiter zu beobachten. Unser Schiff zog sich in eine Bucht zurück die nicht eingesehen werden konnte. Während dessen beobachtete ich den Doktor durch das Fernglas und sah ihn herniedersinken. Hastig machte ich dem Commander Meldung. Kaum geankert, war auch schon eine Mannschaft zum Doktor unterwegs. Der junge Mann lag mit geschlossenen Augen da und atmete schwer, unter seiner Hand sickerte Blut hervor. Ich, der ich seit kurzem Feldscher war, konstatierte, dass er einen Bauchdurchschuss hatte. Im selben Augenblick verschwand die „Phantom“ so schnell, wie sie gekommen war. Also hatten die wohl nur ein paar Zielübungen gemacht und ein Querschläger hatte den Doktor getroffen. Vorsichtig trugen wir den Doktor zum Schiff hinunter und legten ihn in seine Koje. Der Commander fragte, wie es aussehe, ich sagte schlecht, mit der Kugel ist ein Stück seines Hemdes eingedrungen. Das muss raus, sonst kriegt er eine Entzündung, der wir nie Herr werden. Auf die Frage, ob ich mir das zutrauen würde, sagte ich Nein und Gott sei Dank öffnete der Ohnmächtige gerade seine Augen. Er fragte nach der Lage und ich erklärte sie ihm. Zudem ging gerade die See, infolge eines Sturmes, hoch, also war an eine Operation nicht zu denken. Plötzlich sagte der Doktor: „Errichtet an Land ein Zelt in geschützter Lage, ich operiere mich selbst!“ Selbst die halbe Flasche Rum, die ich getrunken hatte, liess mich nicht durchblicken in den Büchern des Doktors, da gab es so viele Organe, wenn ich auch nur eines verletzte, war er tot. Also wurde ein Schutzzelt errichtet, der Doktor bestimmte die Crew, der kleine Jeremy hielt den Spiegel, der Commander musste assistieren und ich dann nähen und die Wundversorgung machen. Ich verabreichte dem Doktor den Rest der halben Flasche Rum, er begann und die Operation nahm unter seinen unmenschlichen Schreien einen guten Verlauf.

Wir blieben einen Monat auf einer der kleinen Galapagos Inseln, bis er sich erholt hatte. Unser Commander schien plötzlich alle Zeit der Welt zu haben für seinen Freund. Im Frühjahr 1806 brachten wir Dank eines genialen Planes unseres kleinen Jeremy die „Phantom“ auf. Seit dieser Zeit gibt es auf der „Acheron“ und auch im Meer, wenn ich eine finde, keine leeren Flaschen mehr. In jeder befindet sich ein kleines Schiff, im Andenken an die Schiffe auf denen ich gefahren bin und im Andenken an meine Freunde, welche gehen mussten und auch an meine Feinde.
Selbst Hillart hat eines bekommen, ein ganz besonderes!

© Gabriella Dietrich (Überarbeitet am 17.06.2020)

Heldenmut?

Gerd hat heute frei und deshalb nimmt er sich vor, seine Freunde, Fritz und Dini zu besuchen. Er sinniert darüber nach, wie lange sie sich nicht gesehen haben. Muss schon eine Ewigkeit her sein. Beim Näherkommen schaut er verwundert auf das Grungstück der beiden. Dort hat sich einiges getan. Riesige Hallen reihen sich dort. Das Wiedersehen fällt herzlich aber auch ein wenig gestresst aus, da beide alle Hände voll zu tun haben. Gerade kommt wieder eine Reisegesellschaft um sich den modernen Bauernhof anzusehen. Gerd nimmt an dem Rundgang durch die Anlage teil. Beeindruckend! Er nimmt seinen Freund zur Seite : „Da habt ihr euch ja einen Traum erfüllt, ich bin ganz begeistert.“ Sie schlendern durch den großen Garten und stehen hinter einigen Büschen. Da plötzlich hören sie unterdrücktes Fluchen aus einiger Entfernung. Neugierig schauen sie halb versteckt dem Treiben zu.

Drei Männer gestikulieren mit den Armen, bis zwei von ihnen den dritten brutal packen und hin und her boxen.
Gerd ist schreckensbleich. „Wir können hier doch nicht tatenlos zusehen, wie die den armen Kerl fertigmachen. Fritz, komm mit, wir müssen helfen!“ Doch Fritz steht wie angewurzelt und rührt sich nicht von der Stelle. Geschockt sieht er, wie der geschundene Mann zu einem Graben gezerrt und dort mit dem Kopf unter Wasser gedrückt wird. Er ist nich fähig, ein Glied zu rühren.

Ganz anders Gerd. Der rast wie besessen, um dem Opfer des Verbrechens zu Hilfe zu eilen, doch wird er immer wieder durch Gräben abgehalten. Deshalb muss er Umwege in Kauf nehmen und schwitzt Blut und Wasser bei dem Gedanken, er könnte zu spät sein. Seine eigene Sicherheit ist ihm im Moment egal.
Dann steht er den beiden Männern gegenüber und zu ihren Füßen liegt der Tote. Eiskalt sehen sie ihn an: „Was willst du hier?“ Bedrohlich kommen sie ihm näher. Er kann den heißen Atem spüren und bemerkt erst jetzt, wie leichtsinnig er sich in Gefahr begeben hat. Er sieht ein Butterfly Messer aufblitzen. Ein warmer Strahl durchnässt seine Hose und dann...

….bin ich aufgewacht.

© Sabine Brauer

Nelly, der Schlossgeist

Nelly lebt schon sehr lange als Schlossgeist in diesem alten und fast völlig zerfallenen Schloss, sie geistert bereits über dreihundert Jahre durch die alten Mauern. Zu Anfang war es ja recht lustig, da war das Schloss noch bewohnt gewesen und sie konnte sich einen Spaß daraus machen, die Menschen des nachts zu erschrecken. Seit weit über einhundert Jahren aber ist das Gebäude unbewohnt und kaputt.
Sie sehnt sich jeden Tag die alten Zeiten zurück, früher gab es viele wunderschöne Zimmer, durch die sie gerne streifte. Sie konnte sich hier und da in einem weichen Sessel niederlassen, konnte aus manch stehen gebliebenem Teller etwas Gutes naschen, ja sie hatte sogar ab und zu das Glück, in einem wunderschönen Himmelbett schlafen zu können.
„Und was habe ich heute?“ fragt sich Nelly sehr oft. „Überall ist es kalt, der Wind pfeift um die Ecken, es regnet herein, im Winter liegt sogar Schnee dort, wo einstmals die Kaminfeuer brannten. Kein weicher Sessel mehr, kein wunderschönes Himmelbett, nur noch kalter und harter Steinboden, Dunkelheit und Kälte.“

Alle anderen Geister sind längst ausgezogen, hatten nach und nach das Glück gehabt, nur Nelly noch nicht. Jeder Geist, der umziehen will, muss zuerst einen Test bestehen. Dieser Test an sich ist schon nicht leicht, aber seit das Schloss nicht mehr bewohnt ist, ist es schier unmöglich. So sieht Nelly keine Möglichkeit mehr, hier weg zu kommen. Dabei ist ihr größter Wunsch, in einer Geisterbahn arbeiten zu dürfen. Dort, so hat sie gehört, kann man jeden Tag viele hundert Menschen erschrecken, manche würden sogar richtig schreien, sich die Augen zuhalten, einige würden zittern. Nelly stellt sich das wunderschön vor.

Jedes Jahr zum großen Geistertreffen kommen auch die Geisterbahngeister und erzählen ihre Geschichten. Letztens hat Old John, ein besonders böser Geist, erzählt, dass ein Mann vor lauter Angst, als er ihn sah, aus dem fahrenden Wagen gesprungen ist, laut schreiend los rannte und weil es so dunkel war, eine Treppe hinunter fiel. „Es hat richtig laut gepoltert“, sagte Old John und schlug sich, herzhaft lachend, auf die Schenkel.
„Was hast du denn gemacht, dass er so sehr erschrocken ist?“ fragte Nelly ihn.
„Ich habe gewartet, bis er ganz nah vor mir war, dann bin ich plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht, habe meine Arme hoch gerissen und mit meinen wenigen Zähnen nach ihm geschnappt. Natürlich habe ich ihn ganz laut dabei angeschrien. Er hatte das blanke Entsetzen in seinen Augen.“
Nelly beneidet diesen Old John, wie gerne würde sie es ihm gleich tun.
Auch dieses Jahr bettelt sie wieder bei dem Geistervater um Versetzung, auch dieses Mal bekommt sie die gleiche Antwort: „Nelly, du kennst die Regeln, du musst zuerst den Test bestehen, vorher kann ich dir keine Erlaubnis dazu geben.“
„Wie soll ich den Test bestehen, wenn niemand mehr des Nachts ins Schloss kommt?“
„Irgendwann wird es soweit sein, Nelly. Dann wird ein Mensch da sein, den du so sehr erschrecken kannst, dass er laut schreiend davon rennt, dann hast du den Test mit Bravour abgelegt und darfst in eine Geisterbahn einziehen.“
„Das erzählst du mir jedes Jahr und immer noch muss ich in diesen alten, kaputten Mauern wohnen. Ich will auch dort sein, wo viele Menschen sind, wo laute Musik ist und viele bunter Lichter, wo ich jeden Tag herum spuken kann. Ich will endlich wieder ein wirklicher Geist sein!“
„Es tut mir leid, kleine Nelly, ich habe die Regeln nicht gemacht, aber sie müssen unbedingt eingehalten werden. Sie sind schon tausende Jahre alt, kein Geist darf sie je brechen. Du musst auf deine Gelegenheit warten, sie kommt irgendwann, glaube mir, dann darfst auch du umziehen in eine Geisterbahn.“

Es ist eine laue Sommernacht, dieses Gespräch ist nun auch schon wieder ein paar Monate her und noch immer bewohnt Nelly dieses alte, zerfallene Schloss. Die Geisterstunde naht und Nelly macht sich recht lustlos auf den Weg durch das alte Gemäuer.
„Ich werde wieder keinen Menschen erschrecken können heute Nacht, wo soll da auch jemand her kommen?“
Kaum hat Nelly diese Worte zu sich selbst gesprochen, als sie Stimmen hört, weit weg noch, aber sie kann sie vernehmen. So schnell sie kann, rennt sie in die Richtung der Stimmen und da erblickt sie auch schon ein Menschenpaar. Sie gehen eng umschlungen auf das alte Schloss zu, wandern im Mondlicht, denn es ist Vollmond heute Nacht.
Nelly sieht, dass der Mann etwas Dickes unter dem Arm trägt und fragt sich, was das wohl sein kann. Sie verfolgt mit ihren Blicken das Paar und siehe da, sie kommen direkt auf den ehemaligen Eingang zum Schloss zu. Dieses dicke Etwas, was der Mann unter dem Arm trägt, stellt sich als große Decke heraus, die er dort im Moos ausbreitet, dann lassen sich beide auf der Decke nieder.
Nelly wird ganz aufgeregt, denn sie weiß, dass sie nun die Möglichkeit hat, den Test zu bestehen, um endlich in eine Geisterbahn umziehen zu dürfen, sie muss es nur sehr geschickt anstellen. Diese Gelegenheit wird so schnell nicht wiederkommen, viele Jahre wartet sie schon darauf. So überlegt sie, wie sie es am besten anstellen kann, damit wenigstens einer der beiden Menschen schreiend davon rennt, denn das ist es, was sie erreichen muss, was sie an ihr lange ersehntes Ziel bringen wird.
Nelly malt sich also mit dunkler Erde die meisten ihrer Zähne schwarz an, malt sich auch schwarze Streifen und Flecken in ihr Gesicht. Sie hat noch einen alten, zerschlissenen Hut, den setzt sie auf, zieht ihn tief in ihr Gesicht. Das reicht aber noch nicht, sie hat das Empfinden, dass sie noch nicht schrecklich genug aussieht. So nimmt sie all ihre Kräfte zusammen, um das rote Augenfunkeln herbeizurufen, welches ganz fürchterlich aussieht.
Nun erst ist sie zufrieden, jetzt ist sie ein wirklich böser Geist, jeder muss sofort Angst vor ihr bekommen, da ist sie sich ganz sicher
Nelly schleicht sich in ihrem dunklen Gewand zu der Stelle, an der das Liebespaar sich befindet. Die beiden liegen mittlerweile nebeneinander und tauschen Zärtlichkeiten aus.
„Das werde ich den zweien gleich richtig versalzen“, sagt Nelly zu sich selbst, reibt sich die Hände und kichert vor lauter Vorfreude. Sie schaut intensiv zu, wartet auf die passende Gelegenheit und schleicht sich dabei immer näher heran.
Da zieht der Mann die Frau über sich, so dass sie fast auf ihm liegt, sie sind eng umschlungen, haben beide die Augen geschlossen und es ist ganz still. Diese Gelegenheit nimmt Nelly war und drängt sich zwischen die beiden Menschen, was man als Geist ja kann.
Einen kurzen Moment später öffnet der Mann die Augen und will seine Geliebte küssen, was aber sieht er? Er sieht in Nellys Gesicht, die lacht mit ihren überwiegend schwarzen Zähnen laut auf, kreischt richtig laut und lässt ihre Augen so stark rot funkeln, dass der Mann auch noch ihr Gesicht mit den schwarzen Streifen und Flecken sieht. Den alten Hut hat sie tief in der Stirn. Es ist der fürchterlichste Anblick, den er je hatte und er erschrickt fast in den Tod.
Der Mann springt mit einem Satz auf, seine Geliebte fällt dabei natürlich zur Seite – und er rennt laut schreiend davon.
Nelly ist überglücklich, denn damit hat sie ihren Test bestanden, sie jauchzt und jubelt vor Glück. Hätten Geister Tränen, dann würden ihr jetzt sicher dicke Freudentränen die verschmierten Wangen hinunter kullern.

Was aus den Menschen wird, ist ihr egal, sie ruft nach ihrem Geistervater, denn sie will noch heute Nacht in eine Geisterbahn umziehen.
Der Geistervater, der natürlich alles sieht, hat das Ereignis schon wahrgenommen und steht sofort neben ihr.
„Meinen allerherzlichsten Glückwunsch zum bestandenen Test, liebe Nelly. Damit darfst du endlich deinen lang ersehnten Umzug vornehmen.
Du hast Glück, du brauchst nicht weit zu gehen, denn in der Nachbarstadt ist eine wunderschöne Geisterbahn, komm und folge mir.“
Nelly kann es kaum glauben, so lange hat sie darauf gewartete, jetzt soll ihr Traum wahr werden. Ohne sich noch einmal umzusehen, folgt sie dem Geistervater in die Nachbarstadt, die sie rasch erreicht haben.
Von weitem schon sieht sie die bunten Lichter des Kirmesplatzes, denn dort ist auch um diese Zeit noch Betrieb. Sie hört die laute Musik, von der man ihr immer erzählt hat und als sie noch näher kommen, auch die Stimmen der vielen Menschen dort.
„So“, sagt der Geistervater, „hier sind wir, das ist deine Geisterbahn, hier darfst du nun wohnen und wirst noch fünf andere Geister an deiner Seite haben.“
Nelly sieht die vielen bunten Lichter, alles bewegt sich, Figuren drehen sich im Rhythmus der Musik, es ist einfach laut, hell und wahnsinnig schön. Es ist noch viel schöner, als sie es sich immer erträumt hat.
Noch immer hat sie ihr rotes Augenfunkeln, noch die schwarzen Zähne und die schwarzen Streifen und Flecken im Gesicht. Der alte und kaputte Hut sitzt noch immer tief in der Stirn. So schwingt sie sich sofort auf die Geisterbahn, zwischen die anderen Geister und hat auf Anhieb vollen Erfolg. Die Menschen, die sie sehen, erschrecken zutiefst und schreien los, lauter als sie es in ihren kühnsten Träumen erträumt hat.
Somit hat sie ihren Platz gefunden und geistert noch heute mit der Geisterbahn durch die Städte Deutschlands.
Solltest du ein Geisterbahnfan sein, dann hast du Nelly ganz sicher schon getroffen und sie hat dir das Gruseln beigebracht.

© Eleonore Görges

Mein letztes Abenteuer in Australien

You`re so beautiful

Australien war schon immer meine große Liebe, das Land, die Menschen und das Abenteuer in der Wildnis. Ich fuhr im Jeep bis in die Nähe des Krokodil Rivers, musste mich dann durch das dichte Unterholz des Urwalds kämpfen, um an den Fluss zu gelangen. Es war sehr heiß, feucht und modrig. Millionen von Fliegen und Stechmücken scheinen nur auf mich gewartet zu haben, wie Wegelagerer stürzten sie sich auf mich, wollten mich total aussaugen, stechen und bohren, in Mund, Nase, Ohren und Augen, sie waren erbarmungslos. Endlich erblickte ich den Fluss, träge floss er in Richtung Osten.

Den Namen “Krokodil-River” trug er nicht umsonst, hier lebten die größten und gefährlichsten Leisten-Krokodile, manche von ihnen erreichten eine Länge bis zu sechs Metern. Diese Kolosse waren nicht nur im Wasser gefährlich, sie waren auch an Land sehr schnell. Es waren träge Fressmaschinen, wenn sie so taten, als würden sie schlafen,You`re so beautiful, Ich pirschte mich vorsichtig in die Nähe des Ufers, hier war glitschiger Lehmboden, also sehr gefährlich. Schritt für Schritt tastete ich mich vorwärts, wenn nur die teuflischen, fliegenden Quälgeister nicht wären. Ich fluchte leise vor mich hin. Dann sah ich plötzlich das Krok, etwa zehn Meter von mir entfernt, lag es im seichten Wasser. Ich schätzte seine Größe auf fast vier Meter. Oh ja, das war ein sehr gefährlicher Gegner. Es tat, als würde es schlafen, aber seine Augen blickten starr auf einen Fleck, nämlich auf mich. Ich blieb stehen und betrachtete das Umfeld, wohin müsste ich rennen, wenn der Kerl angreift? Meine Situation war schon recht leichtsinnig und sehr gefährlich. Ich machte mit der Kamera ein paar Bilder. Das Klicken des Auslösers bewirkte, dass das Krok langsam aus dem Wasser kam.

Jetzt lief ich los, ich hörte meinen Verfolger, das Brechen der Zweige, das unheimliche Schnaufen, die Geräusche kamen näher. Ich keuchte und gab alles, lief einen kleinen Hügel hoch, oben angelangt sah ich plötzlich eine Treppe, die nach unten führte. Ohne lange zu überlegen, stürzte ich die Treppe hinunter, befand mich unten auf einen Bahnsteig, links von mir stand eine abfahrbereite U-Bahn, ich sprang in die sich schließende Tür, geschafft, der Zug fuhr ab. Völlig erschöpft, mit rasendem Puls, hielt ich mich an einer Haltestange fest, atemlos nach Luft japsend keuchte ich vor mich hin. Es waren furchtbare Minuten, nur langsam erholte ich mich. An der nächsten Station leerte sich das Abteil und ich ließ mich auf einen Sitzplatz fallen, schloss die Augen.

You`re so beautiful, der Zug fuhr weiter, als ich die Augen öffnete, blickte ich in die Augen des Krokodils. Es saß mir gegenüber, starr blickte es mich an, ich wollte schreien, schreien, schreien. Das Krok glitt vom Sitz und war mit einem Schritt bei mir, You`re so beautiful, Dunkelheit, furchtbare Dunkelheit. An der nächsten Station verließ ein stattlicher Herr den Zug, fuhr mit der Rolltreppe in den Tag und verschwand in der Menge.

© Günter Weschke

Highway to Hell

Eine Gruselgeschichte der besonderen Art

Novemberwetter und das im Hochsommer! Es ist plötzlich kalt geworden, dazu regnete es in Strömen.
Na ja, hat sicherlich mit dem Klimawandel zu tun.
Die Scheinwerfer meines SUVs vermochten kaum den Regenschleier zu durchdringen und auch die Scheibenwischer hatten ihre große Mühe.
Also o.K., ich kenne meinen Heimweg, fahre diese Stecke seit mehr als fünfzehn Jahren, morgens rein nach New York und abends dann nachhause.
Ich arbeite in der Bank meines Vaters, Benson und Benson, wir sind ein gutes Unternehmen und beraten unsere Kunden auf ehrlicher Basis.
Aber lassen wir das. Was ist plötzlich mit der Fahrbahn los, sie wölbt sich langsam, wie eine Rampe, nach Oben.
Mein Wagen fährt und fährt, als wäre diese Steigung gar nichts.
Jetzt zieht auch noch ein Gewitter auf, gewaltige Blitze zucken rechts und links von mir herab, dazu ertönt ein furchtbares, lautes Donnern.
Was soll ich nur tun? Ich schalte das Radio ein, erst etwas Musik, danach Nachrichten, der Sprecher erklärt den Wetterbericht,
“ Das anhaltend schöne Wetter, wird uns auch in der kommenden Woche begleiten!”
Was? Was für schönes Wetter? Was geschieht hier gerade?
Ich schließe die Augen, als vor mir plötzlich ein grelles Licht aufblitzt.
Der Wagen wird langsamer und hält dann vor einem großen Tor.
Dieses öffnet sich, mein Wagen fährt wieder an, das alles, ohne mein Zutun.
Die Wagentür wird geöffnet und eine schöne Dame bittet mich, auszusteigen. Etwas verunsichert, verlasse ich meinen Wagen, die Dame nimmt meine Hand und führt mich in ein prächtiges Haus. Überall brennen Kerzen und es ist angenehm warm.
Sie führt mich an einen gedeckten Tisch und bittet mich, Platz zunehmen. Sie lächelt mich an und sagt :”Erhol dich erst einmal von der schrecklichen Fahrt vorhin, ich bin Myriam!"
"Wo bin ich?" frage ich etwas verwirrt? Ihre Antwort war ein kleines Lächeln, dann sagte sie “ Du bist hier im Höllenreich!”
Sie setzte sich zu mir, nahm ein Glas und trank mir zu, ich tat das Gleiche, danach wurde mir Übel und dann Ohnmächtig.
Als ich erwachte sah ich einen großen Kamin, in dem ein Holzfeuer brannte, Auf einer Bank saß meine Empfangsdame neben einen gutaussehenden Herrn, der jetzt aufstand, zu mir kam und sich vorstellte. “Mein Name ist Satanus, indem er seine Arme ausbreitete sagte er, das Alles, ist mein Reich!”
Myriam sagte, indem sie auf mich deutete, “ Das ist Herr Benson, von der Bank Benson und Benson, in New York!”
Der Mann reichte mir seine Hand, die ich als angenehm empfand.
“Sie wundern sich bestimmt und fragen sich was soll ich hier?"
Um es kurz zu machen, sie sollen mir helfen. Das ist eigentlich sehr ungewöhnlich, aber die fortschreitende Technik auf der Erde, überfordert unser Wissen.
Sie wurden ausgewählt, uns zu helfen
Dieser Herr Zuckerberg macht uns mit seiner Technik die Hölle heiß!” Er lachte plötzlich, aber sie, mit ihrem Wissen, durch ihre Arbeit im Bankhaus, können uns sicherlich helfen!”
Er führte mich an eine große Tafel, auf ihr brannten viele winzige Lichter, "Das sind alles sterbende Menschen auf der Erde, die wir hier in Kürze erwarten, Jetzt, in Zeiten von Corona, nimmt ihre Zahl dramatisch zu!"
Ich hatte plötzlich eine Ahnung und fragte vorsichtig, “ Wir befinden uns hier aber nicht im Himmel?”
Er lachte, “Aber nein, wir befinden uns hier in der Hölle, all diese Menschen müssen hierher geleitet werden, also erwarte ich, eine gewisse Ordnung, im gesamten Ablauf!”
Also gut, ich setzte mich an einen großen Tisch, auf dem Schreibblöcke und verschiedene Kugelschreiber lagen, hier machte ich sofort einige Skizzen, wie ich es auch in der Bank machen würde.
Schon nach kurzer Zeit, war Herr Satanus sehr zufrieden.
“ Ja, genauso habe ich es mir vorgestellt und so wird es gemacht!"
Myriam setzte sich an meine Seite, sie trug ein langgeschlitztes Kleid, aus durchsichtigem Brokat, sie legte ihre Beine übereinander und sah mich verführerisch an.
Wer war denn hier im Haus der Teufel???
Meine Vergangenheit war völlig ausgelöscht, ich wurde die Rechte Hand von Herrn Satanus.
Mein Herz wurde ausgetauscht und ich führte hier ein schönes Lotterleben und ich blickte verächtlich auf die Wesen der Erde nieder.

Ewiger Tod bedeutete für mich, ewiges Leben.

© Günter Weschke

Vollmond

Ursula und Günter waren auf dem Rückweg in die Stadt. Sie hatten den warmen Sommerabend genutzt, um aufs Land zu fahren. In einem abseits gelegenen Flusstal stellten sie ihr Auto ab. Barfuß liefen sie durch die Wiese am Flussufer entlang. Sie genossen die Abendstille. Nur das Vogelgezwitscher und Plätschern des Wassers war zu hören. Die Dämmerung trat ein und das Paar machte sich auf den Weg zum Auto. Günter startete den Motor, doch nichts tat sich. Er versuchte erneut, den Wagen in Gang zu bekommen. Der gab keinen Mucks von sich. Ursula wurde schon ungeduldig und sagte: „Günter, das hat doch keinen Zweck. Wir werden noch morgen in der Früh hier stehen. Sieh doch mal dort oben.“ Im Vollmondschein sah man auf der Anhöhe ein Haus. „Versuch doch von dort eine Werkstatt anzurufen.“ „Ursula, wie stellst du dir das vor. Die Bewohner liegen bestimmt schon im Bett.“ Seine Frau zündete sich eine Zigarette an und erwiderte: „Versuch es doch einfach. Es ist doch ein Notfall.“ Günter stieg aus und mit einer Taschenlampe in der Hand, machte er sich auf den Weg.


Ursula schaute ihm nach. Mit Erleichterung sah sie, dass in dem Haus Licht anging. Günter hatte also jemand angetroffen. Das Warten auf ihren Mann kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Panik stieg in ihr hoch, als sie Günter laufend aufs Auto zukommen sah. Er riss die Tür auf, ließ sich in den Sitz fallen und verriegelte alle Türen.„Ursula!“ Er packte seine Frau fest an den Schultern, „wir müssen so schnell wie möglich hier weg!“„Aber warum?“ Günter stammelte: „Blut… nur Blut… sie war doch noch so jung… warum habe ich ihr nicht geholfen…?“„Wer war noch so jung? Wieso Blut?“, fragte Ursula.
„Gib mir eine Zigarette!“, sagte er mit bebender Stimme. Im Licht des Feuerzeugs sah sie, dass er kreideweiß im Gesicht war. Seine Hände zitterten. Er schwieg und starrte ins Leere. „Was ist denn passiert?“, fragte sie. Stockend fing Günter an zu erzählen: „Die Haustür machte mir so ein großer muskulöser Typ auf. Als ich ihm unsere Situation schilderte, führte er mich durch eine dunkle Diele zum Telefon, welches auf einem Schränkchen neben der Treppe stand. Schweigend drückte er mir einen Zettel mit einer Telefonnummer in die Hand und verschwand lautlos hinter einer der vielen Türen. Ich wählte die Nummer und ein Mann meldete sich. Auch ihm erklärte ich unsere Lage und er versicherte mir, so schnell wie möglich zu kommen. Von überall hörte ich tiefe Männerstimmen und seltsame Musik. Mir wurde ganz mulmig zumute. Aber dann… es war ja so schrecklich… „Was war so schrecklich?“, fragte Ursula. „Als ich mich umdrehte, sah ich eine offen stehende Tür, die sich ganz am Ende der Diele befand.“ Wieder machte Günter eine Pause und zog heftig an seiner Zigarette. Seine Frau wurde zunehmend nervöser. In so einer Gemütsverfassung hatte sie ihren Mann noch nie erlebt. Er war ein Realist durch und durch, und so schnell konnte ihn nichts aus der Ruhe bringen. „Red doch weiter! Was war in dem Zimmer?“„Es…“, stammelte er, „es standen fünf Männer um einen großen Holztisch. Sie trugen dunkle Kutten und ihre Gesichter waren mit Kapuzen bedeckt. Überall brannten Kerzen. Durch das Fenster fiel das Mondlicht auf den Tisch, der mitten im Raum stand.“ Tief Luft holend sprach er weiter: „Auf dem Tisch lag eine junge Frau mit langen blonden Haaren, die an den Beinen und Armen gefesselt war. Sie trug ein weißes Kleid. Die Kapuzenmänner fingen mit Bassstimmen an zu singen und sie bewegten ihre Oberkörper im Gleichtakt hin und her. Dann trat ein Mann hervor… und… und stach mit einem langen Messer auf die Frau ein.“Ursula schrie: „Nein, das ist nicht wahr!“„Ich wollte weglaufen“, fuhr Günter fort, „blieb aber wie angewurzelt stehen und starrte wie in Trance in das Zimmer. Das Blut tropfte, nein, es floss auf den Fußboden. Das weiße Kleid der jungen Frau färbte sich rot. Immer und immer wieder stach der Mann auf den inzwischen leblosen Körper ein. Der Chor wurde lauter und lauter und aus dem Hintergrund ertönte Orgelmusik.“„Hör auf, mir wird ganz schlecht!“„Begreifst du jetzt, warum wir hier schleunigst weg müssen? Dort oben in dem Haus ist eine Frau bestialisch ermordet worden und ich bin Zeuge. Weißt du, was das heißt?“„Ja, Günter. Nur, was machen wir mit unserem kaputten Auto?“„Das müssen wir stehenlassen. Wir gehen zu Fuß. Wir können nicht warten, das ist zu riskant. Wer weiß, vielleicht stecken die mit der Werkstatt unter einer Decke.“


Rasch stiegen sie aus und holten ihre Jacken und Tasche aus dem Kofferraum. „Wir müssen die Straße meiden. Am besten gehen wir am Flußufer entlang“, flüsterte Günter seiner Frau zu. „Ja, das machen wir.“ Plötzlich hörten sie ein Auto die holprige Straße heraufkommen. Auf gleicher Höhe blieb der Wagen stehen. Eine freundliche Männerstimme rief: „Guten Morgen! Eine bessere Gegend für eine Panne hätten Sie sich nicht aussuchen können.“ Da der Fahrer keine Antwort bekam, hakte er nach und fragte: „Sie sind doch Herr Fischer, der mich vorhin angerufen hat?“ Günter nahm all seinen Mut zusammen und fragte: „Wer wohnt in dem Haus auf der Anhöhe?“ „Hm ... da wohnt niemand. Das steht schon lange leer.“ Jetzt wurde Ursula munter: „Mein Mann hat Sie doch von dort angerufen.“ Der Monteur stieg aus und kratzte sich am Kopf: „Ach richtig, das habe ich ganz vergessen. Die Filmfritzen sind wieder da. Seit Monaten laufen da oben die Dreharbeiten für einen Gruselfilm.“

© Anneliese Leding

Vom Sturm übermannt

Prasselnder Regen, heulender Wind,
auf feuchtkalter Erde gebiert sie ein Kind.

Wohin mit der Kleinen, kein Bett steht bereit?
Sie wäscht es mit Tränen und hüllt´s in ihr Kleid.

Es packt sie das Grauen, hält es hier nicht mehr aus,
rennt durch den Sturm, will nur noch nach Haus.

Doch stürzt sie zu Boden, kann nichts mehr sehen,
wird mit dem Baby im Sturme vergehen.

Man trägt sie zu Grabe, der Ehemann weint.
Am Himmel hoch droben die Sonne nun scheint.

© Sabine Brauer

Sabrina

Sabrina war zwölf Jahre alt und musste, ihrer Meinung nach, wieder einmal viel zu früh ins Bett. Ihre alleinerziehende Mama begründete das wie immer: „Du darfst morgen in der Schule schließlich nicht einschlafen!“ Sabrina war das egal. Sie hatte sich in der Schulbücherei ein aufregendes Buch ausgeliehen, in dem sie jetzt jeden Abend vor dem Einschlafen mit der kleinen Taschenlampe unter der Bettdecke las. Das Mädchen horchte immer mit einem Ohr nach unten in die Küche. Wenn dort die Eieruhr klingelte, war der Tee den ihre Mama immer trank bevor sie ins Bett ging, durchgezogen. Danach konnte Sabrina hören, dass ihre Mutter die Treppe hochkam, um noch einmal nach ihr zu sehen. Doch heute hatte das Mädchen wohl nicht aufgepasst. Ihre Zimmertür ging auf, eine kalte Hand legte sich auf den rechten Fuß und eine Stimme flüsterte: „Sabrina komm!“ In diesem Moment hörte Sabrina unten die Eieruhr klingeln und einen Augenblick später ihre Mutter die Treppe hochkommen…

© Kurt von der Heide