Sommerzeit

Manchmal ist es mir,
als hätte ich nur geträumt.

Weiße Boote schaukeln am Kai.
Schreiend schwingen Möwen.
Ohne Unterlass zieht über die
Strandpromenade eine Prozession
von Müßiggängern, vorbei am
Spalier aus schlank aufragenden
Palmen mit mächtigen Wedeln
vor strahlendem Himmelsblau.
Schwappend klatschen Wellen
gegen hölzerne Stege, besprühen
die darauf sonnenden Körper.
Ein Korso aus Cabriolets und
Karossen mit blinkendem Chrom
gleitet Blicke heischend in der
sommerlichen Heiterkeit über den
mit Blumen gesäumten Boulevard.
Überall weht angenehmer Duft
von Parfüm, vermischt sich mit
dem Geruch von Sonnencreme.
Stimmengewirr in den Lokalen.
Dazu klimpern Eiswürfel in Gläsern.
Weich und warm der Sand. Er
schimmert hell wie Elfenbein. Ein
Meer aus bunten Sonnenschirmen
spendet ihm Schatten. Flatternd
schlägt der Seewind ihre Volants.

In die schwere Schwüle der Nacht
fächelt vom Meer her Kühlung.
Glattgestrichen spannt sich das
seidige Firmament, ist über und
über besetzt mit blitzenden Sternen.
Ein leuchtendes Abbild wiegt auf
dem einsamen Wasserspiegel.
Verschwiegen Gärten entströmt
das sinnlich süße Hauchen der
Rosen und das des Jasmins.
Von lichtflutenden Tanzflächen
fliegt Musik, schwebt davon und
hinauf zu den schlafenden Hügeln.
Wortfetzen später Strandläufer
tauchen ein in das Rauschen und
Zischen der einlaufenden Wellen.
Kleine Kerzenlichter, aufgestellt im
gastlichen Freien, glimmen beim
Nahen auf, als wären es Pailletten an
einem kostbaren, schwarzen Kleid.
Zum Greifen nah hängt der volle
Mond wie ein großer, gelber
Lampion am verfinsterten Himmel.
Wandernd huscht sein Schein über
Gesichter im Schatten und lässt
Augen geheimnisvoll funkeln.

Manchmal ist es mir,
als hätte ich nur geträumt

© Jutta Gornik