Der Löwe Bonaparte

Der Zirkuslöwe Bonaparte
in seinem Käfig atmet matt
und weil der Atem ihm so knapp
hängen ihm die Ohren ab.

Gleich wird ihn der Wärter holen
dann kann er auf leisen Sohlen
mit den Bären und den Affen
sich ein wenig Luft verschaffen.

In der Manege hinter Gittern
ist Freiheit nirgendwo zu wittern
weil die Peitsche vom Domteure
kommt seinen Träumen in die Quere.

Einmal möchte er dort sitzen
wo Menschen gaffend rüberschauen
der Käfig würde ihn jetzt schützen
vor Leuten, die sich nicht zu atmen trauen.
Weil ein Löwe Macht bedingt
die derbe Lederpeitsche schwingt.

Im Publikum verläuft ein Raunen
der Löwe seine Zähne zeigt
gut verwahrt, es bleibt beim Staunen
die Show sich ihrem Ende neigt.

Unterm Dach vom Zirkuswagen
sitzt er kläglich eingefangen
Vergessen ist sein stummes Klagen
in Freiheit wird er nicht gelangen.

Manchmal kommt der Clown vorbei
der ist lustig klug, auch frei.
Spendet Trost und schlägt ein Rad
für den König Bonaparte.

Verborgen hinter roter Nase
Sieht er Löwe, Tiger, Hase
eng in ihrem Käfig hocken
die Kehle wird ihm dabei trocken.

Die Moral, so es die gibt:
Gefangene sind hier sehr beliebt
weil Klein und Groß meist gut gefällt
das Treiben in der Zirkuswelt.

So sitzt der Leu als Bonaparte
im Käfig, der vom Kote glatt
drückt sehnsuchtsvoll sich Nase platt
nach Leben, das er doch nicht hat.


© Hartmut Otto