Das blaue Kleid

Er steht am Rand der Wiese. Angenehm fächelt der Wind, und Sonne liegt über dem Land. Er schaut auf die zarten Blumen vor sich, die wie blaue Tupfer in das Grün gebettet sind. Es ist still. Er schließt die Augen. Er sieht sie mit beschwingtem Schritt aus der Ferne kommen. Ihre braunen Locken wippen. Sonnenstrahlen tanzen darauf. Ein Hut mit breitem Band in ihrer Hand schwingt mit jedem ihrer Schritte. Auch der Rock ihres leichten Kleides schwingt. Er liebt dieses Kleid. Es hat eine wunderbare, blaue Farbe. Wie die Blumen auf der Wiese. Es ist von anmutiger Leichtigkeit. Wie ein schöner Sommertag. Das blaue Kleid gibt es nicht mehr. Und sie ist nicht mehr da. Aber jedes Jahr blühen die Blumen, die zarten, blauen Blumen im Gras. In jedem Jahr steht er hier am Rand der Wiese. Und dann schließt er die Augen.

© Jutta Gornik