Selbst gemacht

Ja, es gibt sie, die Geschichten die das Leben schreibt und wenn auch nicht jede im Gedächtnis bleibt so kann doch die Eine oder Andere den Weg aus der Schublade der Erinnerungen wieder in die Gegenwart finden. So auch diese Episode. Lang, lang ist`s her. Ich verdiente meinen Lebensunterhat in einem Großraumbüro, mit vielen sich in der gleichen Situation befindlichen Kollegen und Kolleginnen. Mit dem, mir direkt gegenüber sitzenden Kollegen verband mich ein, im Laufe der Zeit gewachsenes, freundschaftliches Verhältnis. Daraus resultierend verbrachten wir auch die Pausen zusammen. In der Frühstückspause entwickelte sich das etwas seltsame Verhalten meines Kollegen zu einer sich täglich wiederholenden Prozedur.

Er stellte Thermoflasche und Brotbüchse auf den Tisch. Schüttete sich Kaffee ein, öffnete die Büchse, entnahm ihr eine Scheibe Brot, klappte sie auseinander, besah sie genau, roch daran, verzog unzufrieden sein Gesicht, klappte sie wieder zu, ging zum Papierkorb und warf sie mit den Worten - Iih Leberwurst- hinein. Dieses Geschehen wurde für Tage zum Ritual, bis ja, bis eines Tages dieser Vorgang ohne Vorankündigung sein Ende fand. Alles war wie bisher. Dann der große Moment, er entnahm der Brotbüchse die Scheibe Brot, kein Aufklappen, kein Schauen, kein Riechen nichts dergleichen. Dafür der direkte Weg zum Papierkorb, Deckel auf, Brot hinein, Deckel zu. Mit knurriger Stimme - blöde Leberwurst - zurück an den Tisch. Meinem erstaunten Blick zeugte er Missachtung. Aber auf meine Frage, du hast doch nicht geschaut und gerochen, du weißt doch gar nicht ob es Leberwurst war sagte er: Weiß ich wohl! Ich fragte: Woher? Er antwortete: Ich habe sie doch selbst geschmiert.

© Hano