Glück auf Zeit 499


Alex hatte mit Petra einen Kaffee getrunken, bevor sie zu ihrem Wochenendseminar gefahren war. Den hatte er auch bitter nötig, denn ihn plagte ein gewaltiger Kater. Petra war am Vorabend schon kurz nach 22 Uhr schlafen gegangen. Alex hatte sie gebeten, sich noch ein wenig zu ihm zu setzen, da sie doch schon das ganze Wochenende nicht da sei. Doch Petra hatte gegähnt und geantwortet. "Ich bin todmüde, Alex, glaub mir, und ich habe noch ein anstrengendes Wochenende vor mir. Ich lege mich lieber hin. Ich stelle mir den Wecker, aber du kannst ruhig weiterschlafen. Wir sehen uns dann am Sonntagabend. Ich werde gegen 20 Uhr zurück sein."
Ihre Stimme klang tatsächlich müde, aber er war trotzdem wütend auf sie. Deshalb war er vor dem Fernsehapparat sitzen geblieben, hatte ein Bier und einen Whisky nach dem anderen getrunken. Bald wusste er nicht mehr, welchen Film er sich eigentlich ansah, aber das war ihm auch egal. Alex schaffte es nicht mehr bis ins Bett. Irgendwann schlief er betrunken auf der Couch ein, und dann erwachte er schmerzlich aus einem Albtraum. Er hatte Petra vor seinen Augen mit einem Mann im Bett gesehen, der seinem Vater ähnelte. Als er wieder zu Sinnen kam, durchfuhr ihn die vernichtende Erkenntnis. "Wenn das so weitergeht, werde ich verrückt!" Er hatte eine Flasche Selterwasser getrunken und sich dann wieder auf die Couch gelegt. Er stellte den Wecker so, dass er wenigstens noch mit Petra frühstücken konnte, ehe sie ihn verließ.
Petra schien über das gemeinsame Frühstück erfreut, doch ehe sie ging, sagte sie mit leiser Stimme. "Alex, ich glaube, es ist besser, du legst dich nochmal hin. Du siehst gar nicht gut aus. Das hatte er letztendlich auch getan, bis ihn die Klingel aus dem Schlaf riss.

© Ingrid Hartung