Die Umwelt hatte Probleme mit ihm. Und er hatte Probleme mit der Umwelt. Mehr noch, er hatte Probleme mit der ganzen Welt Seit langem schon. Er bildete es sich nicht nur ein, es war wirklich so. Er sah vieles anders als andere. Vor allem sah er Farben anders. Auch Freude sah er anders. Auch den Sinn des Seins sah er anders. Seine Eltern hatten schon vor langer Zeit ihr Bemühen aufgegeben, ihn in die menschliche Gemeinschaft sinnvoll einzuordnen. Kaum, dass er volljährig geworden, verließ er sein Elternhaus und zog in eine Wohngemeinschaft, in der Freigeister und Künstler lebten, besser hausten. Hier war eine Antiwelt erwachsen, die annähernd seinen Gefühlen und seiner Denkweise entsprach. Doch wirklich glücklich und zufrieden zu werden, das gelang ihm auch hier nicht. Irgendwann bemerkte er, dass er nur zu sich selbst finden konnte, wenn er alleine war. Am besten weit weg von menschlichen Behausungen, irgendwo in der Tiefe des Waldes. Eines Tages zog er mit kleinem Gepäck in den Wald. Dort wollte er fortan sein Leben verbringen, umgeben von Stille, Pflanzen, Bäumen und Tieren. Niemand wusste, niemand ahnte, dass er in einem kleinen Zelt abseits der Zivilisation lebte.
Sein Eltern suchten ihn vergebens. Schließlich vergaß man ihn. Und er vergaß die Welt. Ihm war, als hatte er niemals anders leben wollen als er es jetzt tat. Vermutlich wäre sein Leben in dem Waldstück, in dem er verborgen sein Zelt aufgeschlagen hatte, eines Tages unbemerkt geendet, hätte ihn nicht eines Tages der Hund eines Waldläufers aufgestöbert. Nun erschien die Polizei. Danach die Presse. Und mit beiden gemeinsam kamen in Scharen Schaulustige. Von Stund an wurde des Mannes beschauliche Waldeinsamkeit in das grelle Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Amtlich bestallte Personen holten ihn schließlich in das richtige Leben zurück. Paradiesvogel wurde er genannt und bestaunt wie ein Wesen von einem anderen Stern. Dann brachten sie ihn fort. Dort, wo er jetzt wohnte, gab es nur weiß gestrichene Wände und viele Türen. Etliche davon blieben immer verschlossen. Eine Vielzahl der Menschen, denen er begegnete, waren weiß gekleidet, und vor seinem Fenster war ein Gitter, durch das er an vielen Stunden des Tages hinaus auf einen schmalen Streifen eines Rasens blickte. Darauf stand eine einzige, kerzengerade hoch gewachsene Sonnenblume. Sie hatte ihren Kopf seinem Fenster zugeneigt, und sie leuchtete wie die Sonne. Wenn er sie anschaute, erfüllte ihn ein unbeschreibliches Gefühl des Glücks. Dann vergaß er den Betonkasten mit den Weißkitteln darin, in dem er gefangen war.
er war anders und tat keiner Menschenseele etwas zu Leide. Wer ist berechtigt ihn wegzusperren? Eine Geschichte, die mir bitter aufstößt, von dir sehr gut erzählt.
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