Glück auf Zeit 461


Und wie selbstgefällig Kalle geworden war. Vielleicht wollte er beweisen, dass er alles haben konnte, was er wollte, auch sie. Genauso wie er es mit der Adoptivschwester seiner eigenen Mutter getrieben hatte, als sein Vatwr mit ihr liiert war.
Ehe Carmen weiterdenken konnte, erschien Kalle, lediglich ein Badetuch um die Hüften geschwungen, aus der Dusche. "Na, Süße, wie sieht es aus. Wollen wir auf dem Balkon frühstücken?" Sie nickte und meinte emphatisch. "Gern, natürlich."
Sie dürfte jetzt nicht nachdenken. Sie musste es einfach geschehen lassen. Kalle stellte das Tablett auf dem Balkontisch ab, sichtlich gut gelaunt, ein Lied vor sich hinsummend. 'I still loving you' von den Scorpions glaubte Carmen zu erkennen.
"Willst du vor dem Frühstück in die Dusche oder gehen wir beide danach noch einmal zusammen?", fragte Kalle verschmitzt. "Ja.", erwiderte sie gedankenverloren. "Also gehen wir nach dem Frühstück nochmal zusammen.", konstatierte er. Sie nickte schwach. Sie konnte nicht anders.
Sie frühstückten gemeinsam. "Wie soll denn das mit uns nun weitergehen?", fragte sie nach einer Weile. Er grinste frech. "Nach der Dusche, meinst du?" Sie seufzte. "Soll ich Markus von uns erzählen oder nicht?", sagte sie verunsichert.
Er überlegte kurz, nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse und meinte dann ernst. "Das liegt bei dir, Carmen. Wenn du dich für ihn entscheidest, solltest du lieber den Mund halten. Wenn du mich liebst, sollte er das wissen." Carmen schluckte. "Und was tust du, wenn ich mich für ihn entscheide?" Er strich ihr liebevoll über das offene Haar. "Carmen, ich werde auf dich warten und jede Gelegenheit, die sich uns bietet, nutzen, bis du mit ihm verheiratet bist. Dann bin ich weg, raus aus deinem Leben. Das verspreche ich dir."
Carmen schmunzelte. "Das ist zwar ein unmoralisches Angebot, aber es gefällt mir." Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und stellte fest. "Also haben wir noch etwas Zeit für uns, Kalle. Am Nachmittag werde ich nach Hause fahren und dann werden wir uns wahrscheinlich bis zur Taufe der Zwillinge nicht sehen." Er zog die Augenbrauen nach oben, eine Geste, die sie an Markus erinnerte. "Wird dieser Kerl", er verkniff sich den Bayerndepp, "auch dabei sein?", fragte er mürrisch. Sie lächelte amüsiert. "Ich werde versuchen, es zu verhindern." Er nahm ihre Hand und küsste sie. Dann erhob er sich und zog sie von ihrem Stuhl direkt auf das weiche Doppelbett und nahm sie fest in die Arme. Kalle war sich sicher, Carmen im Sturm erobert zu haben.

© Ingrid Hartung