Glück auf Zeit 456


Petra lag noch lange wach, obwohl sie Alex' gleichmäßigen Atem hörte, der ihr sagte, dass er friedlich schlief. Am liebsten hätte sie sich an ihn gekuschelt und ihm gesagt, wie leid ihr alles tat. Sie wollte ihm nicht wehtun. Aber genau das hatte sie getan, und sie hasste sich dafür. Sie hatten miteinander geschlafen, und er war viel zu schnell gekommen. Sofort hatte er sich abgewandt und ihr den Rücken zugedreht. Offensichtlich war ihm die Situation peinlich. Sie hatte ihn verhungern lassen, nur weil sie mit ihren eigenen Problemen beschäftigt war. Sie war in ihren eigenen Kummer versunken. Sie hatte ständig an ihren Vater gedacht und daran, dass er tot war und nie wieder zurückkehren würde.
Alex war der Mensch gewesen, der die ganze Zeit zu ihr gestanden hatte. Aber sie hatte es nicht registriert, und jetzt hasste er sich offensichtlich dafür, dass er ihre Wünsche nicht erfüllen konnte. Petra wusste, dass Alex sie abgöttisch liebte, und sie nahm sich vor, ihm zu verstehen zu geben, dass auch sie ihn mochte was durchaus den Tatsachen entsprach.
Petra liebte Alex über alles, aber sie begriff nicht, warum er zuweilen so unnahbar war und glaubte, perfekt sein zu müssen.

© Ingrid Hartung