Der Kämpfer
Ballade

Einst war er ein liebenswerter Knabe,
freundlich und gar wohlerzogen.
Friedfertig. Er hat nie gelogen.
Er war der Mutter kostbarste Habe.

Dann entdeckte er seine Gabe,
furchterregend Dinge zu ergründen,
mit anderen sich zu verbünden,
Es war, als ob Böse ihn umstünden.

Und eines Tages dann
sprach er, der junge Mann:
Vater, deinen Segen gib.
Ich ziehe fort, fort in den Krieg.

Mein Sohn, was nur verwirrte dich?
Ich bitte dich. Bleib und hör auf mich.
Sonst wirst du Tod und Grauen
dort in der Fremde schauen.

Vater, du kannst mich hier nicht halten.
Die Mutter wiegte er in seinen Armen,
verschwand mit lichtlosen Gestalten,
die ihn fest in ihre Mitte nahmen.

Der Himmel war blau an diesem Tag.

Fort war er viele Monde lang.
Doch es kam nicht eine Nachricht.
Der Mutter ward ums Herze bang.
Warum nur meldet er sich nicht?

In mancher schauerlichen Nacht
war sie um den Schlaf gebracht.
Sie flehte zu der Gnadenreichen:
Gib Ruhe mir, lass Ängste weichen.

Eines Tages klopfte ein Fremder ans Haus.
Er packte des Sohnes Sachen aus
und sprach: Tapfer war er bis zum Ende.
Die Mutter schrie und rang die Hände.

Dem Vater schoss das Wasser in die Augen.
Er wollte nicht, doch er musste es glauben,
dass ein junges Leben vergangen,.
das gerade erst angefangen.

In wenigen Tagen war
ergraut sein schwarzes Haar.
Die Mutter weinte ohne Unterlass.
Sie weinte die erstarrte Seele nass.

Der Himmel verfinsterte sich an diesem Tag.

© Jutta Gornik