Apfelblüte vor dem Küchenfenster

Ich habe das Spülwasser eingelassen
Es sind die Gläser für den Apfelgelee, die ich spüle
Die Apfelblüten draußen haben in mir die Sehnsucht geweckt

Aber der Herbst mit seiner Apfelernte ist noch fern
Wie soll ich die Zeit bis dahin überbrücken?
Die Speisekammer ist leer

Im Schaufenster des Kramladens sah ich gestern einen Zuckerrübenaufstrich
Ob ich mir den kaufen soll?
Es haben sich wählerische Gäste zum Sonntagsfrühstück angemeldet

Doch ich habe keine Lust, das Heimchen am Herd zu spielen
Wie wenn ich einfach ausflöge?
Gedacht, getan

Ich lade meine Gäste aus
Es habe sich ein Rohrbruch in meinem Haus ereignet, so flunkere ich
Heimlich entstaube ich meinen Picknickkorb

Ich beobachte den Wind, wie er durch die blühenden Apfelbäume streicht
Ich trage ein Parfum mit Apfelblütenduft auf
Da fällt mein Blick auf mein Abendkleid, das gerade von der Schneiderei geliefert wurde

Da fehlen nur noch die güldenen Tanzschuhe
Ich nehme die nächste Straßenbahn in die Stadt
Dort will ich ins Schuhgeschäft gehen

Auf dem Heimweg vom Schuhgeschäft erblicke ich eine Marktfrau
Ich kaufe blühende Walderdbeerpflanzen für den Garten
Die weißen Blüten daran sind ein Blickfang

Da gehen mir die Augen auf
Es sind die Knospe und die Blüte, die mich zum Betrachten einladen
Die Frucht folgt zur rechten Zeit

Gelassen kehre ich heim
Ich hole Pinsel und Farben heraus
Die Apfelgeleegläser können warten

© Karin Stückl