Glück auf Zeit 373


Markus war genervt, und er bereute es bereits, Tina in die Wohnung ihrer Freundin, bei der sie seit ihrer Rückkehr wohnte, gefolgt zu sein. Tina hatte eine Flasche Sekt geöffnet, Champagner schien sie sich nicht leisten zu können, und zwei Gläser eingegossen. Sie hatte ein Windlicht angezündet und glaubhaft versichert, dass ihre Freundin erst morgen Abend zurückkehren würde.
Markus ließ sich gequält auf die Ledercouch fallen. "Tina, bitte hör auf! Ich bin eigentlich nur mitgekommen, um dir zu sagen, dass ich nicht so weitermachen kann. Ich liebe Carmen, und ich brauche und will keine andere Frau." Tina prostete ihm lächelnd zu. "Ja klar, deswegen gehst du ja auch ab und zu mit mir ins Bett." Sie trank ihr Glas halbleer, während er seins nur auf den Untersetzer zurückstellte. "Tina, wir hatten zusammen unseren Spaß, aber du weißt auch, dass ich nie die Absicht hatte, mit dir eine feste Beziehung einzugehen."
Sie setzte ihr Glas ab und trat einen Schritt auf ihn zu. Sie hauchte ihm ins Ohr. "Vielleicht hast du das so gesehen. Aber ich glaube, das was uns verbindet, ist weit mehr als dieses lächerliche Stelldichein, das du ab und zu mit dieser Carmen hast." Markus erhob sich und begann nervös im Raum hin und her zu laufen. "Tina, es tut mir wirklich leid, aber ich liebe Carmen. Es ist etwas besonderes, wenn ich mit ihr zusammen bin. Das ist mir in letzter Zeit klar geworden." Tina sah ihn mit ihren dunklen Augen an, die Feuer zu versprühen schienen. "Weißt du was, Markus. Du kannst mich mal. Du bist ein widerwärtiger Mensch, der glaubt, alles haben zu können. Aber da täuschst du dich. Hau ab, ich will dich nicht mehr sehen. Das habe ich dir schon einmal gesagt, aber diesmal meine ich es ernst."
Er trank sein Sektglas aus und grinste selbstgefällig. "Ich bin sofort weg. Aber ich werde im Autohaus auch kein gutes Wort mehr für dich einlegen. Das solltest du wissen." Tina schluckte. "Es ist mir egal. Ich hätte mich nie auf so einen Blödmann wie dich einlassen dürfen."
Markus erwiderte nichts. Stillschweigend stahl er sich aus der Wohnung. Er wollte nur noch nach Hause zu Carmen.
Als er auf dem Parkplatz vor seinem Apartment angekommen war, sah er, dass in seiner Wohnung kein Licht brannte, aber die Rollos waren auch noch nicht heruntergezogen.
Wieso war Carmen nicht hier? Wo war sie?

© Ingrid Hartung