Seit Kalle im Libanon im Einsatz war, versuchte er sein Gehirn auszuschalten. Ihm war klar gewesen, so hatte er zumindest geglaubt, worauf er sich einließ. Aber die grausame Wirklichkeit hatte seine schlimmsten Befürchtungen übertroffen. Er hatte bereits sieben Menschen vor seinen Augen sterben sehen. Sie waren auf der Straße erschossen worden, ohne dass er ihnen helfen konnte. Drei Männer, zwei Frauen und zwei Kinder. Besonders der Tod der Kinder hatte ihn tief berührt. Sie waren unschuldig. Warum mußten sie sterben und weshalb war er außerstande, sie zu retten. Die Schüsse fielen, ehe er ihnen zu Hilfe eilen konnte. In den letzten Monaten hatte er geglaubt, er sei gegen alles immun. Doch die die Geschehnisse hatten ihn eines Besseren belehrt. Er war durchaus verletzlich und wahrer Gefühle fähig. Er hatte sie bislang nur verdrängt. Er hatte geglaubt, Carmens Liebe zu verlieren, wäre der Tiefpunkt seines Lebens. Jetzt wußte er, dass er sich glücklich schätzen konnte, weil es Carmen gut ging. Sie war nicht in Gefahr. Und schließlich war er derjenige gewesen, der ihre Beziehung zerstört hatte. Kalle schlief in letzter Zeit schlecht. Das war ihm früher nie passiert. Er hatte geglaubt, er könnte alles ertragen. Doch schon nach einem Monat im Libanon hatte er seine Meinung geändert. Und er sorgte sich um Alex. Er hatte seinen Brief nicht beantwortet, was für Kalle bedeutete, dass er nicht auf seine drei Fragen antwortete, weil er sie verneinen müßte. Alex schien sich sein eigenes Grab zu schaufeln. Kalle ahnte, dass Petra im Ernstfall genauso gnadenlos sein würde wie ihre Schwester. Wenn Alex sich nicht zusammenriss, würde er Petra verlieren genau wie er selbst Carmen verloren hatte. Kalle leerte sein Whiskyglas. Er hatte bereits zu viel getrunken und sein Verstand war benebelt. Er ließ sich auf seine Pritsche fallen. Er hatte geglaubt, er könnte seinen Problemen entfliehen, wenn er weit genug von Carmen entfernt war. Das war ein Irrtum. Er sehnte sich nach Carmen, Alex und Petra, nach seinem Vater und Marika. Er wußte nicht, was er hier verloren hatte. Er war nicht der Held der Welt. Er konnte gegen diese Grausamkeit hier nichts ausrichten. Er wollte sich selbst beweisen, dass er glücklich sein konnte, wenn er alles auf eine Karte setzte. Doch er war erbärmlich gescheitert. Er hätte viel darum gegeben, mit Alex zu reden. Doch sein Freund war für ihn nicht erreichbar.
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