Glück auf Zeit 251


Alex klopfte sacht an die Tür des Chefzimmers. "Herein!", ertönte Herrn Starnrieders harte Stimme. Alex drückte die Klinke nach unten und betrat das Arbeitszimmer seines Vorgestzten. "Guten Tag, Herr Starnrieder, Sie hatten mich hergebeten.", sagte er unsicher. "Kommen Sie ruhig näher und setzen Sie sich, Alex.", meinte der Meister beinahe freundlich, was Alex etwas zuversichtlicher stimmte. Er setzte sich. "Sie wissen, warum ich Sie hergebeten habe", begann Herr Starnrieder. "Ja natürlich.", erwiderte Alex reuevoll. "Ich hätte nicht zuschlagen dürfen." Er senkte betroffen den Blick.
"Weshalb haben Sie zugeschlagen, Alex?", wollte Herr Starnrieder wissen. "Andy hat etwas gesagt, das mich total gedemütigt hat. Er hat mich und meine Familie beleidigt. Ich möchte seine Worte nicht wiederholen. Ich nehme solche Worte nicht in den Mund." Herr Starnrieder nickte verständnisvoll. "Ich verstehe. Aber ich kann es nicht dulden. Ich werde Ihnen eine Abmahnung erteilen. Sie haben immerhin einem Arbeitskollegen das Nasenbein gebrochen. Er ist eine zeitlang arbeitsunfähig. Alex, es mag sein, dass Sie eine schwere Kindheit hatten. In Ihrer Jugend mußten Sie sich hart durchschlagen. Aber Alex, jetzt sind Sie erwachsen, verheiratet und Sie werden demnächst Verantwortung für eine ganze Familie haben. Die Zeit, in der Sie sich durchs Leben prügeln, die sollte endgültig vorbei sein." Alex nickte schuldbewußt. "Ich weiß.", sagte er tonlos. "Es wird nicht wieder vorkommen." Er wandte sich zum Gehen. Als er fast an der Tür war, hörte er die Stimme seines Chefs. "Ich bin mit Ihrer Arbeit übrigens sehr zufrieden. Das habe ich auch Ihrem Schwiegervater zu verstehen gegeben."
Alex erschrak. Wahrscheinlich standen sich Starnrieder und sein Schwiegervater näher, als er geglaubt hatte. Er konnte nur hoffen, dass er Petras Vater nicht auch von seiner Entgleisung berichtete.

© Ingrid Hartung