Glück auf Zeit 226


"Markus", hörte er Carmen sagen. "Ich habe ein Problem." Er wandte seine Augen und meinte, die Augenbrauen hochziehend. "Und das wäre?" Carmen war froh, dass er ihr zuhören wollte. "Ich bin bei Andrea als Untermieterin eingezogen, als sie mit Nicky allein in der Wohnung lebte. Und jetzt, na ja, ich habe dir ja erzählt, dass Christoph, Nickys Vater, wieder aufgetaucht ist. Und ich habe das Gefühl, manchmal verschwindet er abends nur wegen mir. Ich weiß auch, dass Andrea mit ihm zusammen sein will. Und ich fühle, dass ich den beiden im Weg bin, obwohl das weder Andrea noch Christoph geäußert haben. Aber ich weiß nicht, wo ich hin soll..."
Markus sah, wie ihre rehbraunen Augen feucht wurden. Er strich ihr übers Haar und sagte. "Das ist überhaupt kein Problem,Schatz. Du könntest in Stinau wohnen, Kost und Logie frei. Mein Zimmer, in dem ich gewohnt habe, ehe ich nach Grafing gezogen bin, ist frei." Carmen sah ihn finster dreinblickend an. "Ich könnte nie mit deinem Stiefvater, der jeden Handgriff von mir verfolgt und stillschweigend bewertet, und mit Seb, der mich neuerdings anstarrt, als wäre ich ein Götzenbild, in einem Haus leben."
Markus hatte es sogar drauf zu lächeln, obwohl sie sich so elend fühlte. "Mein Stiefvater prüft nur, ob du für den Hof nützlich sein könntest, und Seb ist frustriert, weil Anne nicht mehr mit ihm schlafen will wegen des Babys. Aber, wenn er sich an dir vergreift, mache ich ihn kalt. Darauf kannst du dich verlassen." Markus verstummte, weil die Kellnerin sein Steak und Carmens Salat brachte. Carmen nickte dankend. Als die Kellnerin außer Hörweite war, fragte Carmen leise. "Und du meinst, ich könnte wirklich auf Stinau wohnen? Markus lächelte belustigt. "Natürlich. Meine Mutter und Anne würden sich total freuen. Du magst die beiden doch, oder?" Carmen nickte zustimmend. Doch eigentlich hatte sie gehofft, Markus würde vorschlagen, sie könnte zu ihm in sein Appartement ziehen. Als ob er ihre Gedanken erahnt hatte, sagte er. "Und außerdem wirst du sowieso häufig bei mir in Grafing schlafen, oder?" Er grinste verlockend. "Am liebsten jeden Tag."
Er schüttelte den Kopf. "Nein, Carmen, das wird nichts werden. Ich möchte, das wir uns irgendwann ein Häuschen bauen, und dort können wir dann jeden Tag miteinander schlafen." Carmen zwinkerte ihm zu. "Du willst ein Haus bauen? Und ich dachte immer, du bist ein Autoverkäufer." Er trank aus seinem Bierglas und schmunzelte. "Aber hast du nicht einen Schwager, der sich angeblich auf sowas versteht?" "Du hast recht.", erwiderte Carmen. "Aber ich glaube, da gibt es eine Sache, in der er noch viel besser ist." Alex beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Wange. "Möchtest du auch Zwillinge?" Carmen brach in ein schallendes Gelächter aus. "Nein, das wäre das Letzte!"

© Ingrid Hartung