Glück auf Zeit 48


Kalle war nicht gleich nach Hause gegangen, nachdem er sich die Schachtel Zigaretten gekauft hatte. Er war im Club eingekehrt, wo er mehr Bier und Whisky trank, als er vertrug. Und er vertrug eine ganze Menge. Er tanzte mit einigen Mädchen, er ertappte sich dabei, dass er zudringlich wurde, aber er wollte heute kein Abenteuer, ihm lag viel mehr daran, sich mit Alkohol zu betäuben. Er wollte nicht begreifen, dass ihn Carmen verlassen hatte.
Er wußte nicht mehr, wie es dazu gekommen war, aber irgendwann nach Mitternacht entbrannte eine Schlägerei, und das kam ihm gerade recht. Er war mittendrin und prügelte auf andere ein, ohne zu wissen, worum es eigentlich ging. Irgendwann hatte er den Faden verloren.
Am Nachmittag des folgenden Tages holte ihn sein Vater aus der Ausnüchterungszelle des Krankenhauses ab. Robert war wütend, denn die Entgleisung seines Sohnes hatte ihm wieder einmal viel Geld gekostet. "Jetzt ist es aber genug, oder willst du dich totsaufen?", schrie er Kalle an, als sie zum Auto gingen. "Vielleicht wäre das für alle Beteiligten die beste Lösung", gab Kalle arrogant grinsend zurück. Sein Vater sah ihn zweifelnd an. Kalle meinte. "Mach dir keine Sorgen, über den Punkt bin ich längst hinaus." Robert legte seine Hand auf Kalles Schulter. "Das Leben geht weiter, mein Junge, auch ohne sie." Kalle nickte schwach. "Pa, es war alles meine Schuld.", gestand er. "Ich weiß, ich weiß", unterbrach ihn Robert. "Vielleicht ist es das Beste für dich, ein neues Leben zu beginnen, genau so wie es Carmen auch tut."

© Ingrid Hartung