Als Carmen zu Hause ankam, lief sie rasch in ihr Zimmer, verschloss die Tür, warf sich auf ihr Bett und weinte. Sie hatte geglaubt, über Kalle hinweg zu sein, doch nach der Begegnung mit ihm vor dem Schreibwarenladen, war sie sich dessen nicht mehr so sicher. Sie hatte all ihre Kraft aufbieten müssen, um ihn hasserfüllt abzuweisen. Eine innere Stimme war in ihr laut geworden, die ihr sagte, dass sie Kalle immer noch liebte. Aber das durfte nicht sein. Er würde sie ohnehin immer wieder enttäuschen. Das wußte sie. Sie mußte ein neues Leben beginnen, genauso wie sie es sich vorgenommen hatte. Es mußte ihr gelingen, jede Erinnerung an ihn, an ihre gemeinsame Zeit auszulöschen. Als sich Carmen ein wenig beruhigt hatte, öffnete sie ihre Tür wieder und begann, all die Dinge, die sie an Kalle erinnerten, in einen Umzugskarton zu packen. Die Fotoalben der letzten beiden Jahre, all die Geschenke, die er ihr gemacht hatte, seine Briefe, auch die letzten, die sie nicht einmal geöffnet hatte und die Kassetten und CD's, die er für sie aufgenommen hatte. Sie hatte erst vor wenigen Tagen den Film mit den Urlaubsfotos aus dem Tannheimer Tal aus der Drogerie abgeholt. És waren wunderschöne Bilder. Sie hatte sie Kalle nicht einmal gezeigt. Auch diese Tüte wanderte in den Umzugskarton. Carmen fühlte sich einsam. In den letzten beiden Jahren hatte sie die meiste Zeit mit Kalle verbracht. Eigentlich hatte sie gar keine Freundin mehr, seit Corinna in Weimar studierte und nur noch sehr selten von sich hören ließ. Die einzige Person, der Carmen in der letzten Zeit vertraut hatte, war ihre Schwester Petra, aber seit sich diese mit Kalles Freund Alex eingelassen hatte, verspürte Carmen nicht mehr das Verlangen, ihr ihre geheimsten Gefühle zu offenbaren. Alles schien sich gegen Carmen zu wenden. Sie konnte es kaum noch erwarten, von hier fortzugehen und in Oberbayern einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Sie würde bei Andrea, einer Frau Mitte zwanzig und ihrem kleinen Sohn Nicki zur Untermiete in Steinhöring wohnen. Das Dorf war 8 km von ihrem Arbeitsort entfernt. In den nächsten Tagen wollten ihre Eltern ein Auto für sie kaufen, wahrscheinlich einen kleinen, roten Opel Corsa, der schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, aber für ihre Zwecke völlig ausreichen würde. Sie benötigte das Auto für die tägliche Fahrt zur Arbeit. Sie war Kalle dankbar, dass er sie überredet hatte, die Fahrprüfung zu absolvieren. Er hatte das freilich aus eigenem Interesse getan, aber die letzten drei Wochen hatten deutlich gezeigt, dass es manchmal ganz anders kam, als man erwartet hatte. Carmen verschloss den Umzugskartons. Sie würde ihre Brüder bitten, ihn auf den Boden zu tragen, und sie glaubte, dass damit ihr Leben mit Kalle vorbei für immer vorbei war.
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