Alex fühlte sich wie ein Schoßhündchen, das immer sofort aufsprang, wenn sie mit dem Finger schnippte. Das könnte nicht ewig so weitergehen. Er war ausgebrannt. Die letzte Woche hatte ihm arg zugesetzt. Am Sonntag die ernüchternde Begegnung mit Carmen. Am Montag die Aussprache im Betrieb. Am Dienstag die Prügelei mit Kalle. Am Mittwoch hatte sich einer seiner Schützlinge beim Fußballtraining den Fuß gebrochen, weil er unglücklich auf achtlos herumliegenden Ball getreten war, und Alex mußte sich mit den Eltern des Jungen auseinandersetzen. Am Donnerstag hatte ihm Kalle gesagt, dass Petra bei ihm angerufen hatte. Sie wollte Alex unbedingt sprechen. Er rief sie bei Kalle auf ihrem Handy an, und sie hatte ihn angefleht, am Wochenende zu ihr nach Berlin zu kommen. Obwohl er sich nicht sicher war, wie er das nun auch noch verkraften sollte, hatte er ihr zugesagt, bereits am Freitagabend zu kommen. Glücklicherweise hatte er samstags keine Lehrgänge mehr. Allerdings sollte er die Zeit lieber zum Lernen nutzen, denn in drei Wochen fand die schriftliche Prüfung satt, und er wollte endlich seinen Gesellenbrief in der Tasche haben. Das mußte er sich selbst, und allen, die an ihm zweifelten, beweisen. Dann konnte ihm auch Carmen wenigstens nicht mehr zum Vorwurf machen, er habe nicht mal eine abgeschlossene Berufsausbildung Er stand bereits über eine Stunde im Stau. Es hatte sich ein Unfall ereignet, und er würde noch über 100 Kilometer fahren müssen, ehe er bei Petra war, vorausgesetzt er fand überhaupt das Haus, in dem sie wohnte. Wenn er sich nur nicht auf dieses Abenteuer eingelassen hätte! Wenn er wenigstens vor seiner Abreise noch etwas gegessen hätte! Sein Magen knurrte vor Hunger, und er zitterte am ganzen Körper. Dabei konnte er nicht einmal sagen, ob er fror oder nur stark übermüdet war. Oder zitterte er aus Angst vor dem Wiedersehen mit Petra? Er hatte keine Ahnung, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Ständig ertappte er sich dabei, wie er versuchte, sich die richtigen Worte zurecht zu legen. 'Petra, es tut mir leid, aber ich kann so nicht weitermachen. Wir müssen es beenden, ehe es begonnen hat. Ich kann nicht dein Freund sein, weil ich dich liebe..' Aber er wollte ja gar nicht Schluss machen, weil er sie viel zu sehr liebte. Aber vielleicht dachte sie ja genauso über ihn wie ihre Schwester. Er war nicht dumm, aber er würde ihr nie das Wasser reichen können. Und er konnte ihr auch nicht besonders viel bieten. Carmen hatte er schon gegen sich. Petra war ihm noch immer die Antwort schuldig geblieben, warum sie ihrer Schwester nicht von der Beziehung zu ihm erzählt hatte. Carmens Worte hatten ihn hart getroffen und die Erkenntnis, dass sie ihn, aus welchen Gründen auch immer, hasste, war schmerzlich. Endlich schien es wieder vorwärts zu gehen, wenn auch zögernd. Es war bereits nach 21 Uhr. Der Gedanke, dass Petra sich die halbe Nacht um die Ohren schlagen musste, um auf ihn zu warten, war ihm peinlich. Er beschloss, heute auf keinen Fall mehr mit ihr über seine Gefühle zu sprechen. Dazu war er viel zu müde. Er hoffte, dass sie ihm noch etwas zu Essen anbieten würde, und danach würde er sich sofort hinlegen, und wahrscheinlich im selben Atemzug einschlafen.
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